Verkehr’45: Welche Prioritäten?
Mit Verkehr’45 leitet der Bundesrat eine gesamtheitliche Planung für Schiene, Strasse und Agglomerationsprogramme ein. Für den Ausbau des Schienenangebots bis 2035 werden zusätzlich zu den vom Parlament beschlossenen 16,4 Milliarden in den nächsten zwanzig Jahren weitere 14 Milliarden benötigt. Ein ähnlicher Betrag ist für den Ausbau und den Unterhalt des Autobahnnetzes vorgesehen. Dies sind Gesamtkosten von 60 Milliarden bis 2045 und es ist daher sehr sinnvoll, Ausbauprojekte für alle Verkehrsträger zu prüfen und zu priorisieren.
In Anbetracht dieser erheblichen Kosten, die den Bau von Infrastrukturen beinhalten, sollte auch deren bessere Nutzung mindestens gleichwertig behandelt werden. Viel Hoffnung besteht in der aussergewöhnlichen Zunahme der Digitalisierung auch im Bereich der Mobilität und in der Schaffung neuer Organisationsformen sowohl im Personen- als auch im Güterverkehr.
Einige Beispiele:
- Güter-S-Bahn: Durch die begrenzte Länge der Züge und Beschleunigungs- und Bremseigenschaften ähnlich wie bei S-Bahnen können zusätzliche Slots genutzt werden. Diese Technologie fördert die Dezentralisierung des Güterverkehrs und macht den Schienentransport über mittlere und kurze Strecken wirtschaftlich.
- ParallelSystems: autonome, elektrische Schienengüterverkehrs-Systeme auf bestehender Infrastruktur.
- Für Transportunternehmen, sei es SBB, PostAuto, regionale Verkehrsunternehmen,
Einkaufszentren, Mobility usw., sollten Anreize geschaffen werden, um neue
Formen des kollektiven Verkehrs einzuführen.
- Anreize für grosse Unternehmen schaffen (oder sie verpflichten), um kollektive Fahrzeuge für ihre Mitarbeiter zu organisieren
- Einkaufszentren mit eigenen Fahrzeugen holen Kunden in den verschiedenen Regionen ab. Dank der Apps können sie eine Shuttle reservieren, die zu Ihnen nach Hause kommt, um sie abzuholen oder Waren auszuliefern
- Autonome Busse für den letzten Kilometer
- Bus zu Veranstaltungen, wo es nicht schon organisiert ist (Kinos, Sportveranstaltungen, Konzerte, usw.)
- Auf kurzen Strecken erweist sich das Fahrrad als schnelles und effizientes Fortbewegungsmittel. E-Bikes können helfen, den Verkehr auf Pendlerstrecken zu entlasten. Laut dem Bundesamt für Statistik machen die für den Arbeitsweg zurückgelegten Strecken mehr als ein Viertel der Mobilität aus und die durchschnittliche Distanz beträgt 13,7 km. Dies unterstreicht das grosse Potenzial dieser Art von Mobilität.
- Vergünstigungen des GA, insbesondere für Studierende.
Jede Umsetzung neuer Mobilitätsformen trägt zur Entlastung der Strassen und zur Verbesserung des Kosten/Nutzen-Verhältnisses bei. Die Kosten für Anreize machen nur einen Bruchteil der geplanten Investitionen für den Bau und Unterhalt der Infrastrukturen aus. Logischerweise sollte also der optimalen Nutzung der vorhandenen Infrastrukturen absolute Priorität eingeräumt werden.